Aktionsausschuss 100% S-Bahn

Donnerstag, 21. Juni 2012

Pressemitteilung des Aktionsausschuss 100% S-Bahn

Der „Aktionsausschuss 100% S-Bahn“, bestehend aus S-Bahnerinnen und S-Bahner, musste nach dem Beschluss des Berliner Senats zur Ausschreibung der Berliner S-Bahn feststellen:

„Gegen die Beschlüsse der Belegschaft,
Gegen die Beschlüsse der DGB-Gewerkschaften Berlins,
Gegen die Beschlüsse der sozialdemokratischen Partei,
hat der Senat seine Teilausschreibung der Berliner S-Bahn beschlossen.“

Wir S-Bahnerinnen und S-Bahner reagieren darauf mit Wut und Empörung Verkehrssenator Michael Müller stand auf der letzten Betriebsversammlung (1.Teilversammlung) der S-Bahn Berlin GmbH allein da. Es fand sich unter den Beschäftigten, den Gewerkschaften und dem Betriebsrat niemand, der sich seinen Plänen zur Teilausschreibung anschloss.

Im Gegenteil: wir wollen eine betriebssichere S-Bahn für alle Berliner/innen, für alle Brandenburger/innen und ihren Gästen. 100% S-Bahn, sichere Arbeitsplätze, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Erhalt unserer Löhne und Gehälter, das ist unser Ziel!

Für das Chaos bei der S-Bahn ist die Bundesregierung mit ihrem Beschluss von 1994 verantwortlich, der die Liberalisierung im deutschen Eisenbahnverkehrswesen einleitete. Infolge ist das die Auslieferung von Eigentum des Steuerzahlers an Profitinteressen. Dafür sind wir Mitsarbeiter/innen der Berliner S-Bahn nicht verantwortlich.

Die S-Bahner ziehen ihre Konsequenz daraus:
Kolleginnen und Kollegen der Berliner S-Bahn haben spontan eine Unterschriftensammlung gestartet. Für die unmittelbare Herbeiführung einer Gesamtbetriebsversammlung, an der alle Beschäftigten bei der S Bahn Berlin GmbH während ihrer Arbeitszeit teilnehmen, da der Senat von Berlin nun eine Ausschreibung der Berliner S-Bahn beschlossen hat und damit auch die Zerschlagung unsere Arbeitsplätze.

Thema der Gesamtbetriebsversammlung: Auswirkungen einer Ausschreibung und Zerschlagung der S-Bahn für uns Beschäftigte und unseren Familien!

Für 100% S-Bahn und den Einsatz von allen gewerkschaftlichen Mittel der EVG und GDL gegen eine Ausschreibung unserer Arbeitsplätze und die der Berliner S-Bahn!

Für 100% S-Bahn mit allen Infrastruktur-, Service-, Wartungs-, Vertriebs- und Instandhaltungsbereichen, sowie dem Fahrbetrieb als Teil der S-Bahn Berlin GmbH!

Für 100% S-Bahn und die volle Wiederherstellung der Berliner S-Bahn durch das Sofortprogramm von S-Bahn Betriebsrat, Gewerkschaften und Aktionsausschuss!

Info: Aktionsausschuss.blogspot.com
Mail: Aktionsausschuss@googlemail.com
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übernommen von:
http://aktionsausschuss.blogspot.de/2012/06/pressemitteilung-des.html

Dienstag, 19. Juni 2012

Tag-X-Bahn

Alarm! Der Berliner Senat will heute, am Dienstag den 19.Juni die Teil-Ausschreibung der Berliner S-Bahn beschliessen!


Grundlage dieser Information ist dieser Artikel:

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/beschluss-senat-befindet-ueber-s-bahn,10809148,16415262.html

Teil-Ausschreibung der Berliner S-Bahn bedeutet die Privatisierung und Zerschlagung der S-Bahn!

Das bedeutet eine Gefährdung der Arbeitsplätze bei der S-Bahn und eine Gefährdung der Qualität des Öffentlichen Personennaheverkehrs!

Damit ist heute, Dienstag, der 19. Juni, der „Tag X“.

Im April 2012 zirkulierte folgender Aufruf zum „Tag X“:

Aufruf zum Tag X

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

Beim letzten Forum Betrieb, Gewerkschaft und soziale Bewegung kamen die Themen zur aktuellen Krise in Griechenland, Europa und in verschiedenen Betrieben zur Sprache. Was ein Kollege sehr treffend damit beschrieb, dass es an allen Ecken und Enden brennt und wir bisher nicht in der Lage waren, diese Brände miteinander zu unserem Vorteil zu verbinden, um daraus einen Flächenbrand der Empörung und des Widerstandes aller BürgerInnen, Beschäftigen, Beschäftigungslosen und GewerkschafterInnen zu machen.

Charakteristisch dafür nannte der Kollege die geplante Ausschreibung der Berliner S-Bahn, die in ihrer Eigenschaft des Systems der Privatisierung und Ausplünderung unserer Rechte und Interessen angesehen werden kann.

Verschiedene Gruppen, Parteien und Einzelpersonen engagieren sich bereits im S-Bahn Tisch für ein Gesetz gegen die Privatisierung und Zerschlagung der öffentlichen Daseinsvorsorge S-Bahn. Gleichzeitig sehen die Beschäftigten der Berliner S-Bahn zum Schutz ihrer Arbeitsplätze die Notwendigkeit, einen von den Zwängen der Gesetze des Volksbegehrens unabhängigen Schritt weiter zu gehen und gründeten den Aktionsausschuss 100% S-Bahn.

Es ist exemplarisch dafür, wie viele andere Bewegungen und Initativen in Berlin ebenso gegen die Privatisierung des öffentlichen Eigentums, gegen das Privateigentum als solches, gegen die Schuldenlast der BürgerInnen durch die Banken und Konzerne, gegen die Beschneidung von Rechten und Interessen, gegen das System der Unterdrückung, gegen Dumpinglöhne und Leiharbeit, gegen Arbeitslosigkeit und gegen viele andere Punkte kämpfen.

Was könnte da verbindender sein, als die bereits in ganz besonderer Art und Weise in der Öffentlichkeit sehr stark beobachteten und diskutierten Entwicklungen bei der Berliner S-Bahn, die bei fast jedem BewohnerInnen in Berlin und sogar darüber hinaus Betroffenheit erzeugt. Viele Themen auch anderer Bewegungen und Initativen in Berlin finden sich inhaltlich in dem Konflikt wieder, den die Berliner S-Bahn und S-BahnerInnen austragen.

Warum also nicht eine übergreifende und gemeinsame Aktion aller System kritischen, antikapitalistischen und gesellschaftlichen Bewegungen und Initativen in Berlin starten, in der und bei denen sich alle wiederfinden, sei es als S-BahnerInnen, als NutzerInnen der S-Bahn, die auch von Prekarität betroffene Beschäftigte in ihren Unternehmen sind, die MieterInnen sind, Beschäftigungslose, Senioren oder nur Menschen dieser Stadt, die vom selben System der Privatisierung und der Ausbeutung im Kapitalismus betroffen sind.

Jede Bewegung und jede Initative könnte dies selbsttätig, aber dennoch alle gemeinsam und übergreifend, an dem TAG-X tun, an dem der Senat von Berlin die Ausschreibung der Berliner S-Bahn bekannt geben will. Nicht nur als ein Symbol für alle Menschen die vom System der Privatisierung ihrer Rechte und Interessen betroffen sind. Die Berliner S-Bahn steht damit beispielhaft für alle Privatisierungen und Ausplünderungen in die Hände der Banken, Investmentfonds und Konzerne. Das Ergebnis sollten ab dem Tag-X öffentlich sichtbare Protestaktionen gegen die Privatisierung der Daseinsvorsorge als öffentliches Gut aller BürgerInnen sein. Auch gegen den politischen Ausverkauf all unserer Recht und Interessen.

Diskutiert diese Idee in euren Reihen, mit euren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz, mit euren Genossinnen und Genossen, mit euren Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Wir sehen in dieser Aktion eine Chance zu gemeinsamem Handeln, die ja so oft schwer fällt, ob als Politaktivist, Betriebsaktivist oder Autonomer Aktivist.

Wir alle sind Teil der weltweiten Bevölkerungsmehrheit, die den Kapitalismus tagtäglich am Leben erhält ohne von ihm zu profitieren. Machen wir eine Schritt voran dies bewusst und sichtbar zu machen.

TAG-X-BAHN

Widerstand dem System!

Übergreifend aktiv für eine, unsere gemeinsame Sache!

Der Aktionsausschuss 100% S-Bahn schreibt auf seiner Webseite aktionsausschuss.blogspot.de:

Wir S-Bahnerinnen und S-Bahner haben in einem deutlichen Votum dafür gestimmt, dass wir mit dem “Aktionsausschuss 100% S-Bahn“ unseren Protest gegen die Ausschreibung und Privatisierung der S-Bahn organisieren. Wir wollen damit die Wiederherstellung erreichen und nicht die Zerschlagung durch die Deutsche Bahn AG und weiteren privaten Bahnunternehmen. Die politisch gewollte Privatisierung der Bahn durch Zerschlagung und Ausschreibung, ist der Grund für Chaos und Krise, nicht der Wille von uns Beschäftigten, die S-Bahn am Rollen zu halten.

Aufruf:

- Verbreitet diesen Aufruf über alle nur denkbaren Kanäle weiter, so dass der heutige Beschluss des Berliner Senats nicht unter „Ferner liefen“ durchgehen kann!

- Ruft zur Solidarität mit dem Aktionsausschuss 100% S-Bahn der Berliner S-Bahn-Fahrer auf!

- Bildet Unterstützungsgruppen und –komitees für die S-Bahner! Wenn ihr in Verbänden, Parteien, Organisationen und Gruppen Mitglied seid, fordert zur Unterstützung des Aktionsausschusses 100 % S-Bahn auf!

- Legt, wenn ihr euch etwas davon versprecht, energischen Protest beim Berliner Senat ein!

- Bietet, sofern Ihr es könnt, dem Aktionsausschuss 100% S-Bahn konkrete und praktische Hilfe an, welche immer ihr leisten könnt!

- Teilt dem Aktionsausschuss 100% S-Bahn unter der Mailadresse aktionsausschuss[at]googlemail.com knapp dieses Hilfsangebot mit!

Es gilt, die Losung und Praxis der japanischen Eisenbahnergewerkschaft Doro-Chiba aufzugreifen, die den gleichen Kampf schon seit Jahrzehnten gegen die Privatisierung und Verschleuderung öffentlicher Nahverkehrsmittel an private Profitinteressen kämpfen:

Danketsu! Ganbaro!

Halten wir fest zusammen! Kämpfen wir zusammen!

Solidarität S-Bahn-Fahrer und Fahrgäste!

Solidarität aller arbeitenden und arbeitslosen Lohnabhängigen mit den S-Bahn Fahrern!

Nähere Informationen:

http://aktionsausschuss.blogspot.de/

http://www.netzwerkit.de/Members/ManfredK/berliner-s-bahn/sbahnblog

Mittwoch, 13. Juni 2012

Deutliche Signale vor SPD-Landesparteitag gesetzt

Übernommen von:
http://www.netzwerkit.de/Members/ManfredK/berliner-s-bahn/sbahnblog/spd09062012
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by Eisenbahner — posted on 09.06.2012 14:35 — last modified 09.06.2012 14:35

Dem Aufruf des Aktionsausschuss 100% S-Bahn folgten ca. 30 KollegInnen. Sie setzten damit ein unübersehbares Signal gegen die Privatisierung und Zerschlagung der S-Bahn. Selbst der dem rechten Flügel in der SPD zugerechnete bisherige Landesvorsitzende Michael Müller hielt es für angebracht, das Gespräch mit Vertretern des Aktionsausschusses zu suchen. Als schlechte Verlierer zeigen sich einige Funktionäre der EVG, deren Ego offenbar nicht damit klar kommt, dass sie als berufsmäßige Stellvertreter der KollegInnen nicht mehr gefragt sind.

Samstag morgen um 8 Uhr, nicht gerade die ideale Protestzeit. Umso mehr wenn auch noch eine Einstellung des S-Bahnverkehrs wegen Bauarbeiten am Treffpunkt angekündigt ist. Harte, aber faire Ausgangsbedingungen, um objektiv feststellen zu können, wer wieviel Mobiliserungskraft hat.

Das Ergebnis der verschiedenen Proteste vor dem Landesparteitag der Berliner SPD ist eindeutig, soweit es die S-Bahn betrifft. Während die GDL durch Abwesenheit glänzt, belegten eine Handvoll EVG-Funktionäre einen bescheidenen zweiten Platz hinter dem Aktionsausschuss, der mit seinem Aufruf zur Protestkundgebung immerhin ca. 30 KollegInnen und Angehörige zu mobilisieren verstand. Ausgerüstet mit Transparenten und einem aktuellem Flugblatt formieren sich die S-BahnerInnen zusammen mit den PsychotherapeuthInnen in Ausbildung (PIA), die sich selbst organisiert haben und seit Monaten durch kreative Aktionen für eine Bezahlung ihrer Tätigkeit (2000 Stunden Praktikum im Rahmen der Ausbildung) kämpfen und streiken, sowie bei ver.di organisierte MusikschullehrerInnen, die einen Tarifvertrag fordern, zu einer Protestkundgebung, an der sich auch AktivistInnen des Berliner S-Bahn-Tisch beteiligen. Soviel Basisdemokratie und offener Austausch zwischen verschiedenen Kämpfen ist dann ausgerechnet den EVG-Funktionären zu viel gewesen. Wo kämen wir denn auch hin, wenn zukünftig die KollegInnen selbst entscheiden, was sie machen. Prompt versuchten sie mit einem wahrlich unfairen Trick die Kontrolle zurück zu gewinnen. Zunächst streuen sie das falsche Gerücht aus, die PIA's hätten sich über die mit den neuen Soli-T-Shirt ("TAG-X-Bahn") deutlich sichtbaren KollegInnen der S-Bahn beschwert. Dann meinen sie die Polizei würde die Kundgebung räumen, da wir am falschen Platz ständen. Wir müssten uns 20 Meter weiter bewegen, dort sei der von der EVG angemeldete Kundgebungsort. Da wir wenig Neigung verspüren, als unsichtbares Fußvolk stumm hinter den Gewerkschaftsfunktionären die Statisten zu spielen, bleiben wir einfach stehen. Die PIA's freuen sich, wir tauschen uns aus und die Polizei macht natürlich gar nichts.

Der eigentliche Grund dieses nur scheinbar kindischen Verhaltens beleidigter Berufstellvertreter wird deutlich, als nach und nach die Delegierten der Berliner SPD eintreffen. Während einige, im Durchschnitt eher dem linken Flügel zuzurechnende SPDler offen und interessiert die Flugblätter der verschiedenen ProtestierenInnen mitnehmen, hat mit der entscheidenden Begegnung dieses Tages kaum jemand gerechnet. Der um seine Wiederwahl kämpfende Amtsinhaber Michael Müller, Profipolitiker wie er nun mal ist, erfasst die Situation bei seinem Eintreffen augenblicklich. Zunächst wendet er sich dem verlorenen Häuflein EVGler zu, die von der Polizei bevorzugt, sich hinter der Absperrung näher zum Hoteleingang hin aufgestellt haben. Nach einem kurzen Gespräch und in Erkenntnis der Kräfteverhältnisse kommt er dann direkt zu den S-BahnerInnen rüber und führt ein kurzes Gespräch mit mehreren AktivistInnen des Aktionsausschusses.

Dieses symbolische Zusammentreffen, dass die EVG-Funktionäre doch unbedingt verhindern wollten, macht deutlich, dass spätestens ab heute die Berliner Politik die realen Kräfteverhältnisse bei der S-Bahn zur Kenntnis genommen hat.

Dienstag, 12. Juni 2012

Grußwort aus der Schweiz vom 09.Juni 2012 an die Protestkundgebung der S-Bahner

Grußwort aus der Schweiz
vom 09.Juni 2012 an die Protestkundgebung der S-Bahner und die Delegierten des Berliner SPD Landesparteitages


Liebe Freunde und S-Bahner von Berlin, liebe SPD-Delegierte!

Es sind ziemlich genau vier Jahre vergangen, seit sich die Bahnarbeiter der SBB-Unterhaltswerkstätte in Bellinzona erfolgreich gegen Umstrukturierungen und Privatisierung zur Wehr gesetzt und damit das Unmögliche möglich gemacht haben. Gegen die Managerlogik von Kostensenkungsprogrammen und Stellenabbau schien kein Kraut gewachsen. Seit Jahren und Jahrzehnten fand eine schleichende Deindustrialisierung statt, Betrieb um Betrieb wurde sang- und klanglos abgewickelt und unschätzbare Werte vernichtet, die von früheren Arbeitergenerationen geschaffen worden waren.

Es war darum wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als am Morgen des 7. März 2008 die über 400 Arbeiter der Officina von Bellinzona ihren obersten Chef am Reden hinderten und mit Schimpf und Schande zum Teufel jagten. Dann beschlossen sie sogleich den unbefristeten Streik und besetzten das Werk. Einige Tage später erklärte der sozialdemokratische Verkehrsminister Leuenberger, die Regierung verstehe zwar die Enttäuschung und Empörung der Betroffenen. Die Situation von SBB-Cargo sei aber derart ernst, dass „Sanierungsmassnahmen unausweichlich sind. Der Verzicht auf diese Maßnahmen würde die Situation von SBB-Cargo massiv verschlechtern und das Überleben des ganzen Unternehmens in Frage stellen.“

Einmal mehr wurde also der Stellenabbau als unvermeidlicher Sachzwang und der berechtigte Widerstand dagegen als wirklichkeitsfremd hingestellt. Außerdem erklärte SBB-Chef Andreas Meyer – ja, der gleiche Andreas Meyer, der ein paar Jahre vorher als Geschäftsführer der DB Stadtverkehr die Managementverantwortung für die S-Bahnen in Berlin und Hamburg hatte, in dieser Funktion auch im Aufsichtsrat der S-Bahn Berlin saß und eine führende Rolle bei der Planung und Umsetzung des berüchtigten Programms «Optimierung S-Bahnen» (OSB) spielte – dieser Andreas Meyer erklärte den Streik in Bellinzona für illegal und drohte mit einer Schadenersatzklage von einer Viertelmillion Franken pro Streiktag!

Die streikenden Arbeiter liessen sich dadurch nicht einschüchtern und hielten weiterhin das Werk besetzt. Auch in den Verhandlungen mit der SBB-Spitze beharrten sie konsequent auf der Rücknahme des Schliessungsentscheids. Als ihnen darauf die SBB-Direktion mangelnde Kompromissbereitschaft vorwarf und den Kontakt zum Streikkomitee abbrach, antworteten sie mit einer weiteren Massenmobilisierung. Bellinzona erlebte die wohl größte Demonstration aller Zeiten: Mehr als zehntausend Menschen gingen auf die Straße und solidarisierten sich mit den Streikenden. Nun redete niemand mehr von einem illegalen Streik und von Schadenersatzklagen. Der sozialdemokratische Verkehrsminister legte seinen SBB-Chef an die kurze Leine und schlug einen Runden Tisch vor, an dem die Konfliktparteien über die Zukunft des Industriewerks Bellinzona verhandeln sollten. Der Schliessungsentscheid war vom Tisch, die scheinbar in Stein gemeißelten Sanierungsmaßnahmen hatten sich als unnötig, ja sogar unsinnig entpuppt und die Arbeiter hatten gesiegt.

Darum, liebe Freunde und S-Bahner, liebe SPD-Delegierte, lasst euch nicht beirren, wenn man euch erzählt, die Ausschreibung der Berliner S-Bahn sei unvermeidlich. Entscheide sind nie unumstösslich, sie werden von Menschen gemacht und können daher auch jederzeit rückgängig gemacht werden! Gesetze – auch sogenanntes übergeordnetes, europäisches Recht – bedürfen stets der Auslegung, die abhängig ist vom Kräfteverhältnis zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Es gibt keine Sachzwänge, die nicht gewollt sind! Lassen wir uns nicht länger Entscheide aufzwingen, die gegen die Interessen und elementaren Bedürfnisse der ganzen Bevölkerung verstoßen! Die Eisenbahn – auch die Berliner S-Bahn! – soll einzig der Beförderung der ganzen Bevölkerung dienen und nicht den Profitinteressen einer kleinen Minderheit!

Das Chaos bei der Berliner S-Bahn ist allgemein bekannt, selbst die Tageszeitungen in der Schweiz berichten immer wieder darüber. Ebenso sind die Ursachen, die zu diesem Chaos geführt haben, ein offenes Geheimnis und brauchen nicht weiter ausgeführt zu werden. Im Falle einer Ausschreibung und Privatisierung würde dieses Chaos nicht kleiner, sondern noch größer. Man braucht sich bloß an die kriminelle Privatisierung der englischen Staatsbahnen zu erinnern. Noch ist es nicht zu spät, eine solche Entwicklung zu verhindern! Es liegt an Euch, liebe Freunde und S-Bahner, das Schicksal der Berliner S-Bahn und damit auch euer eigenes in die Hand zu nehmen! Die Zukunft der S-Bahn liegt in Euren Händen! Mit entschlossenem Handeln und der Unterstützung der Bevölkerung im Rücken habt Ihr die Kraft, die Aus -schreibung und Privatisierung der Berliner S-Bahn zu verhindern! Vergesst dabei nicht die Erfahrung aller erfolgreichen Arbeiterkämpfe: Die Beschäftigten sind nicht deshalb stark, weil die öffentliche Meinung auf ihrer Seite steht. Vielmehr entdeckt die Öffentlichkeit die Arbeiter und steht auf ihrer Seite, wenn diese zuvor ihre eigene Stärke zum Ausdruck gebracht haben.

Die Mächtigen in Politik und Wirtschaft reden der Öffentlichkeit ein, es führe kein Weg an der Teilausschreibung der Berliner S-Bahn vorbei. Wie die Dinge heute stehen, wird es darum notwendig und unumgänglich sein, dass die Berliner S-Bahn eine Zeitlang überhaupt nicht mehr fährt, damit sie in Zukunft wieder regelmäßig und zur Zufriedenheit der Bevölkerung fahren kann, wie sie es jahrzehntelang getan hatte, bevor sie von verantwortungslosen Managern kaputt gespart wurde! Rebellion ist berechtigt! Widerstand dem System der Privatisierung, Prekarisierung, Leiharbeit und Ausbeutung! Niemand ist machtlos im Kampf gegen Ausbeutung und Unrecht! Es leben die, die kämpfen!

Rainer Thomann vom Unterstützungskomitee „Officina Bellinzona“ und 'Netzwerk Arbeitskämpfe' - Schweiz

Montag, 11. Juni 2012

Solidarität mit den Berliner S-Bahn-Fahrern!

Donnerstag, 7. Juni 2012

Solidaritätserklärung aus Japan an die Berliner S-Bahn-Fahrer

Für den 9.Juni 2012 hat der Aktionsausschuss 100% S-Bahn eine Protestkundgebung vor dem Parteitag der Berliner SPD angekündigt (Ort: Estrel-Hotel am S-Bahnhof Sonnenalle).
Aus Japan traf von der kämpferischen Eisenbahnergewerkschaft Doro-Chiba (es handelt sich auch gewissermassen um S-Bahner) folgende Solidaritätserklärung ein.
An unsere Kolleginnen und Kollegen in Berlin! 
An die Protestkundgebung der S-Bahner am 9. Juni vor dem Parteitag der Berliner SPD!

Wir, „Internationales Arbeitersolidaritätskomitee von Doro-Chiba“, senden Euch über die Grenzen der Länder und der Kontinente hinweg unsere herzlichen und solidarischen Grüsse. 

Die Weltwirtschaftskrise verschärft sich und spitzt sich zu. Weltweit gibt es mehr als 200 Millionen Arbeitslose, Tendenz steigend. Unter dieser Situation sehen wir uns alle, überall immer mehr den Angriffen der Unternehmen ausgesetzt, deren Politik ausschlieslich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Das ist der Neoliberalismus und der ist äußerst unmenschlich.

Arbeiter auf der ganzen Welt haben den Ernst der Lage begriffen, und setzen sich entschlossen gegen diesen tobenden Neoliberalismus zur Wehr. Sie verleihen ihrer Wut Ausdruck durch die Occupy-Bewegung, Aufstände, und die Revolutionen in Tunesien und Ägypten. Auch in Europa, besonders in Griechenland, fanden mehrere Generalstreiks statt.

In Japan wurde mit der Aufteilung und Privatisierung der Japanischen Staatsbahn (JSB) von 1987 eine gesamtwirtschaftliche neoliberale Offensive eingleitet. Als Ergebnis dieser Offensive wurden 39% aller japanischen Arbeiter (20 Millionen Menschen) in Zeitarbeit und teilweise bis an die Armutsgrenze gedrängt, die Zahl der Sozialhilfeempfänger übersteigt 2 Millionen. Seit mehr als 10 Jahren begehen jedes Jahr mehr als 30,000 Menschen Selbstmord.

Gerade deshalb vergessen wir nie die Aufteilung und Privatisierung der JSB und kämpfen immer noch und seit Jahrzehnten dagegen.
Im März letzten Jahres ereignete sich ein schlimmster Supergau in Japan. Seither wird eine neue japanische Anti-AKW-Massenbewegung aufgebaut, die auf breiter gesellschaftlicher Basis den Kampf mit der Atomindustrie aufnimmt. Wir sind sicher ,dass dies ein wichtiges Moment für Wiederbelebung klassenorientierter Arbeiterbewegung wird. Das komplette Outsoucing von Bahndiesten wird durch die Bahnbetreibergesellschaft schon in diesem Herbst geplant. Wir werden es aber verhindern und bis zu unserem endgültigen Sieg weiter kämpfen!

Der Kampf vom „Aktionsausschuss 100% S-Bahn“ nimmt ein sehr wichtiges Kettenglied der weltweiten Arbeiterkämpfe ein. Wir unterstützen uneingeschränkt eure Forderungen! Besonders eure Losung „Widerstand dem System der Privatisierung- Zerschlagung- Prekarisierung-Leiharbeit-Ausbeutung!“ ist zieltreffend und beeindruckt uns sehr!

Stopp von Privatisierung und Outsourcing!
Abschaffung prekärer Arbeit!
Stilllegung aller AKWs!
Wiederbelebung kämpfender Gewerkschaften!
Schaffung eines weltweiten Netzwerks kämpfender Gewerkschaften und Arbeitergruppen gegen den Neoliberalismus!
Lasst uns die mächtige internationale Solidarität über Kontinente hinweg aufbauen!

6. Juni 2012

Hiroyuki YAMAMOTO, Geschäftsführer des Internationalen Arbeitersolidaritätskomitees von Doro-Chiba

siehe auch:
http://aktionsausschuss.blogspot.de/

Donnerstag, 31. Mai 2012

AUFRUF ZUR PROTESTKUNDGEBUNG AM 09.JUNI 2012!

vom Aktionsausschuss 100% S-Bahn:
Bei der Protestkundgebung geht es neben der öffentlichen Darstellung unserer Interessen als Beschäftigte der Berliner S-Bahn auch um die dementsprechende Einflussnahme auf die Delegierten des Berliner SPD Parteitages. Neben der bereits laufenden Unterschriftensammlung bei der Berliner S-Bahn für eine Gesamtbetriebsversammlung während der Arbeitzeit - falls der Berliner Senat eine Ausschreibung der S-Bahn beschliessen sollte - geht es am 09.06. auch darum, allen S-Bahnerinnen und S-Bahnern eine weitere Möglichkeit zu geben, mit der wir gemeinsam und alle Bereiche übergreifend aktiv gegen die Ausschreibung der Berliner S-Bahn und die damit einhergehende Ausschreibung unserer Arbeitsplätze ankämpfen können.

Wir rufen dazu auch unsere Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben auf, die bereits von der Privatisierung, Zerschlagung und Prekarisierung betroffen bzw. davon bedroht sind.

http://aktionsausschuss.blogspot.de/2012/05/aufruf-zur-protestkundgebung-am-09.html

Soli-Erklärung des Aktionsausschusses 100% S-Bahn an Doro-Chiba/Japan


Internationale Solidariät mit unseren Japanischen Kolleginnen und Kollegen!

Es sind nicht nur wir Beschäftigte bei der Berliner S-Bahn, die sich für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze engagieren. Weltweit gehen Eisenbahnerinnen und Eisenbahner auf die Strassen, befinden sich im Streik oder besetzen ihre Betriebe für eine sichere, erträgliche und bessere Zukunft. Für sich und ihre Familien.

So auch unsere japanischen Kolleginnen und Kollegen der bereits privatisierten Japanischen Staatsbahn. Erhobenen Hauptes kämpfen sie gegen die Privatisierung der Staatsbahn, für die Wiedereinstellung aller 1047 entlassenen Arbeiter, die Wiederbelebung kämpferischer Gewerkschaften und die Schaffung eines weltweiten Netzwerkes kämpfender Gewerkschaften gegen den Neoliberalismus.

In enger Verbundenheit mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Gewerkschaft Doro-Chiba, die als erste japanische Gewerkschaft nach der Atomkatastrophe in Fukushima gegen die Verschleierung und Verharmlosung der Katastrophe durch die japanische Regierung, für die Abschaltung aller Atomkraftwerke auf die Straße gingen, schicken wir ihnen als Berliner S-BahnerInnen solidarische Grüße zur landesweiten Kundgebung der kämpfenden Eisenbahner am 10.Juni 2012 in Tokio.

weiter lesen:
http://aktionsausschuss.blogspot.de/2012/05/internationale-solidariat-mit-unseren.html

Danketsu Blog

Internationale Kurznachrichten zu Arbeits- und Arbeiterkämpfen. Inspiriert von der japanischen Eisenbahnergewerkschaft Doro-Chiba

Danketsu

Das japanische Wort "Danketsu" bedeutet wörterbuchmässig übersetzt "Solidarität". Wie aber so oft hat das japanische Wort in der japanischen Sprache selbst eine noch viel komplexere Bedeutung, etwa im Sinne des Wahlspruchs der 3 Musketiere aus Alexander Dumas Roman: "Einer für alle! Alle für einen!"

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Klassenorientierte Arbeiterbewegung

Die Schaffung und Verbreiterung einer internationalen klassenorientierten Arbeiterbewegung ist ein Ziel der kämpferischen Eisenbahnergewerkschaft Doro-Chiba in Japan. Dies bedeutet unter anderem: (1) Arbeits- und Arbeiterkämpfe dürfen niemals sektoriell, kulturell, ethnisch oder national isoliert und eingegrenzt bleiben. Über alle diese (letztlich künstlichen) Grenzen hinweg muss Solidarität (Danketsu) praktiziert werden. (2) die Gesamt - Interessen aller Menschen, die nur Besitzer blosser Arbeitskraft als Produktionsfaktor sind (60-80% der Bevölkerung etwa in Ländern wie Deutschland oder Japan), also wissenschaftlich formuliert der Klasse des Proletariats, müssen stets im Vordergrund sein. (3) Es ist von einer Unversöhnlichkeit der Interessen von Kapital und Arbeit auszugehen. (4) Es gilt die unmittelbare und direkte Solidarität (Danketsu) zwischen den zahllosen Segmenten dieser Klasse weltweit ständig zu erzeugen und zu verbreitern.

Berliner Solidaritätskomitee mit den Werktätigen in Japan

Am 11.10.2011 riefen 4 Gründungsmitglieder das Berliner Solidaritätskomitee mit den Werktätigen in Japan ins Leben. Ziel des Komitees ist die Schaffung zahlreicher Kontakte zwischen deutschen und japanischen gewerkschaftlichen Aktivisten (wobei gewerkschaftliche Aktivisten keineswegs etwa auf formale Mitglieder von Teilorganisationen etwa des DGB begrenzt ist). Dieser Blog hier (Danketsu-Blog) ist allerdings nicht nur einseitig auf deutsch-japanische Arbeitersolidarität ausgerichtet, sondern nahm von Anfang an auch Kurzmeldungen über Arbeitskämpfe aus anderen Teilen der Welt auf. Damit realisieren wir auch auf beste Weise, was ein zentrales Anliegen der japanischen Doro-Chiba ist: Schaffung einer weltweit miteinander vielfältig vernetzten klassenorientierten Arbeiterbewegung; Danketsu erzeugen und immer weiter verbreitern.

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Meldungen im Danketsu-Blog

Soweit es in unseren Möglichkeiten steht, veröffentlichen wir jede uns bekannt gewordene Meldung über Arbeits- und Arbeiterkämpfe, ohne Rücksicht darauf, von welchen politischen Kräften diese Kämpfe geführt werden. Unser Prinzip heisst Klassensolidarität, also Solidarität aller Menschen, die Besitzer blosser Arbeitskraft sind.

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