Donnerstag, 29. Dezember 2011

S-Bahn Management empört Kunden und Beschäftigte

Situationsbericht eines unbekannten S-Bahners zur Lage bei der Berliner S-Bahn und weiterführende Informationen dazu!
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Die Lokführer sind schuld!
Aus einer öffentlichen Mitteilung der S-Bahn Berlin GmbH, wurde ein alle Bereiche der S-Bahn übergreifender Zorn der Belegschaft gegen die Geschäftsführung. Wohl nicht erst ab diesem Zeitpunkt wurde den meisten Beschäftigten bei der Berliner S-Bahn klar, auf
welcher Seite sie sich befinden und wofür die Geschäftsführung der Berliner S-Bahn steht.
Dazu kam es, als am 17. und 18.12.2011 wieder einmal vermehrt Züge der Berliner S-Bahn ausfielen. Der Betrieb wurde auf ganzen Linien eingestellt. Als Ursache nannte die Pressestelle der S-Bahn Berlin GmbH die "kurzfristige Erkrankung von Triebfahrzeugführer". So wurde es auf der Homepage der Berliner S-Bahn präsentiert, von der S-Bahn auf Twitter verbreitet und so lief es auch über die U-Bahn Zugzielanzeiger bei der BVG. Busfahrer wiesen ihre Fahrgäste darauf hin, im Radio wurde es in allen Sendern ständig wiederholt und in den Zeitungen stand es auf Seite eins. Die Lokführer sind schuld ...

Ganz Berlin weiß nun, wer für Zugausfälle bei der S-Bahn verantwortlich zu machen ist.
Die Lokführer der S-Bahn sind schuld, wenn ein Zug nicht kommt und Anschlussverbindungen nicht erreicht werden. Und weil die Lokführer auf der Mehrzahl der Berliner S-Bahnhöfen die letzten verbliebenen Ansprechpartner für die Fahrgäste sind, kann der Frust und die Wut der Fahrgäste gleich am nächsten Lokführer ausgelassen werden.

Die S-Bahner müssen sich nun nicht nur während ihrer Arbeit beleidigen und demütigen lassen. Nein, auch im eigenen Familien- und Freundeskreis wird durch die öffentliche Schuldzuweisung der S-Bahn Unternehmensführung nun auch der letzte Lokführer an den
Pranger gestellt. Auch wenn ein Zug wegen defekter oder fehlender Fahrzeuge ausfällt, zukünftig sind in den Köpfen der Fahrgäste die Lokführer daran schuld. Und die Lokführer die noch nicht krank sind, können sich nur eine bestimmte Zeit lang den psychischen
Angriffen der Unternehmensführung und die leichtgläubiger Fahrgäste erwehren, bevor auch sie durch diesen Druck krank werden.

Erste mündliche Beschwerden der Lokführer bei den für die öffentliche Darstellung der Schuldzuweisung verantwortlichen Mitarbeiter in der Betriebszentrale der S-Bahn, wurden mit dem Kommentar abgewehrt, dass die Inhalte auf der Internetseite und in den anderen Medien der S-Bahn, mit der Pressestelle der S-Bahn und weiteren Führungspersonen so abgesprochen sind. So ist für die Lokführer schnell klar geworden, dass es sich um einen gezielten Angriff auf die Lokführer handeln muss. Gerade wohl auch aus dem Hintergrund, dass es nur wenige Tage zuvor Lokführer waren, die die Geschäftsführung der S-Bahn während einer Betriebsversammlung vor 400 S-Bahnern zur Rede gestellt haben.

Es waren dann auch Lokführer, die an die Geschäftsführung und den Betriebsrat der S-Bahn eine formelle Beschwerde geschickt haben, in der die Geschäftsführung aufgefordert wurde die wahren Ursachen für die Zugausfälle zu benennen. Eine verfehlte Personalpolitik der Geschäftsführung wurde in der Beschwerde deutlich genannt. Aber auch, dass der Zorn unter den S-Bahnern bei derartigen öffentlichen Anschuldigungen groß ist. Hinzu kam, dass die Beschwerde an die Geschäftsführung über Nacht an die Kolleginnen und Kollegen in fast allen Bereichen der S-Bahn verteilt wurde. So wurde auch der Betriebsrat informiert und aufgefordert eine Presseerklärung herauszugeben, in der er die Schuldzuweisungen der Geschäftsführung zumindest missbilligt. Als erste wirksame Maßnahme, um das Betriebsklima wieder herzustellen, wurde in der Beschwerde die Einrichtung eines runden Tisches der Beschäftigten, dem Betriebsrat und
den Geschäftsführern vorgeschlagen.

Eine erste Reaktion auf den Zorn der Beschäftigten und die Beschwerde sah so aus, dass der Geschäftsführer "Human Ressources" seine Schuldzuweisung bis dato aufrecht hält und der Betriebsrat keine Zeit für eine Presseerklärung hat. Die Reaktion der Lokführer war gleicher deutlicher Natur. Mit Entsetzen, Unverständnis und Wut nahmen diese die in einer internen Mitteilung der Geschäftsführung dargestellte Aufrechterhaltung der Anschuldigungen gegen sie wahr.

Daraufhin sprachen einzelne Lokführer von einer unheilbaren Begrenzung zur Geschäftsführung und selbst von einem möglichen Waffengebrauch. Die Gräben wurden durch die Geschäftsführung der S-Bahn gezogen. Die Presse sprach schon einen Tag vor den öffentlichen Anschuldigungen der Geschäftsführung von einem "kalten Streik" der Lokführer. Dieser ist nun zum kalten Krieg geworden.

Am 25.12. geschah es dann, dass wieder S-Bahn Linien in Berlin eingestellt wurden, Linien verkürzt fuhren und weitere Linien von Zugausfällen betroffen waren. Nun wurde inder Öffentlichkeit von "betrieblichen Gründen" und nur noch vom "Fahrermangel"
gesprochen. Doch ganz Berlin weiß nach den Schuldzuweisungen der S-Bahn Geschäftsführung wer schuld an den Zugausfällen ist. Noch vor Weihnachten, am Vormittag des 23.12., kam dann der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, als Vermittler zu den Lokführern der S-Bahn an den Führerstand und
verteilte an sie Zuckerbrote in Form von Weihnachtsstollen. Nach der Peitsche der Geschäftsführung gab es nun Zuckerbrot vom DB Vorstand. So wird als nächstes wohl wieder die Peitsche der Geschäftsführung folgen. Doch dann werden die Lokführer sehr wohl schuld daran sein, wenn gar keine S-Bahnen mehr fahren.
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Beschwerde von S-Bahnern an den Arbeitgeber 17.12.2011:
http://bronsteyn.files.wordpress.com/2011/12/s-bahner-beschwerde-vom-17-12.pdf
Paula 7 aktuell 19.12.2011:
http://bronsteyn.files.wordpress.com/2011/12/paula7_aktuell_nr-30_kommunikation_zu_personalmangel_tf_in_c3b6ffentlichkeit.pdf
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weitere Informationen:
http://www.netzwerkit.de/Members/ManfredK/berliner-s-bahn/news20111218-002

Guangzhou/China: Arbeiter eines Zulieferbetriebes der Autoindustrie streiken wegen Kürzung der Jahresendprämie

Arbeiter der Aries Autoteile Fabrik (广州阿雷斯提汽车零配件有限公司)in der südchinesischen Stadt Guangzhou traten am 27. Dezember spontan in den Streik, nachdem das Management eine Kürzung der Jahreendprämie von 2 Monatslöhnen auf 1 ½ Monatslöhne angekündigt hatte. Die Kürzung erfolgte vor dem Hintergrund einer steigenden Inflation und angesichts einer regelmäßig auf 12 Stunden verlängerten Arbeitszeit. Die Arbeiter mußten in diesem Jahr jeden Monat 50 Überstunden leisten.
Trotz der Drohungen mit Entlassungen nahmen die Arbeiter die Arbeit am 28.12. nicht wieder auf.
In der Fabrik erstreikten die Arbeiter bereits im April eine Lohnerhöhung von umgerechnet 47$. Der Monatsverdienst beträgt dort zur Zeit etwa 522 $. Die Fabrik beschäftigt 1500 Arbeiter. Sie produziert hauptsächlich Teile für die japanische Autoindustrie. Die Prämienreduzierung wurde vom Management mit einem erdbebenbedingten Auftragsrückgang begründet. Die Arbeiter halten dem entgegen, daß 2011 derselbe Auftragseingang wie 2010 zu verzeichnen war.
Ein Videoclip findet sich hier:
http://www.youtube.com/watch?v=E-lALTKClmo&feature=plcp&context=C39ec81cUDOEgsToPDskLPRN3W_eHU_eX-sJ8QLoNh

D.E.

Danketsu Blog

Internationale Kurznachrichten zu Arbeits- und Arbeiterkämpfen. Inspiriert von der japanischen Eisenbahnergewerkschaft Doro-Chiba

Danketsu

Das japanische Wort "Danketsu" bedeutet wörterbuchmässig übersetzt "Solidarität". Wie aber so oft hat das japanische Wort in der japanischen Sprache selbst eine noch viel komplexere Bedeutung, etwa im Sinne des Wahlspruchs der 3 Musketiere aus Alexander Dumas Roman: "Einer für alle! Alle für einen!"

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Klassenorientierte Arbeiterbewegung

Die Schaffung und Verbreiterung einer internationalen klassenorientierten Arbeiterbewegung ist ein Ziel der kämpferischen Eisenbahnergewerkschaft Doro-Chiba in Japan. Dies bedeutet unter anderem: (1) Arbeits- und Arbeiterkämpfe dürfen niemals sektoriell, kulturell, ethnisch oder national isoliert und eingegrenzt bleiben. Über alle diese (letztlich künstlichen) Grenzen hinweg muss Solidarität (Danketsu) praktiziert werden. (2) die Gesamt - Interessen aller Menschen, die nur Besitzer blosser Arbeitskraft als Produktionsfaktor sind (60-80% der Bevölkerung etwa in Ländern wie Deutschland oder Japan), also wissenschaftlich formuliert der Klasse des Proletariats, müssen stets im Vordergrund sein. (3) Es ist von einer Unversöhnlichkeit der Interessen von Kapital und Arbeit auszugehen. (4) Es gilt die unmittelbare und direkte Solidarität (Danketsu) zwischen den zahllosen Segmenten dieser Klasse weltweit ständig zu erzeugen und zu verbreitern.

Berliner Solidaritätskomitee mit den Werktätigen in Japan

Am 11.10.2011 riefen 4 Gründungsmitglieder das Berliner Solidaritätskomitee mit den Werktätigen in Japan ins Leben. Ziel des Komitees ist die Schaffung zahlreicher Kontakte zwischen deutschen und japanischen gewerkschaftlichen Aktivisten (wobei gewerkschaftliche Aktivisten keineswegs etwa auf formale Mitglieder von Teilorganisationen etwa des DGB begrenzt ist). Dieser Blog hier (Danketsu-Blog) ist allerdings nicht nur einseitig auf deutsch-japanische Arbeitersolidarität ausgerichtet, sondern nahm von Anfang an auch Kurzmeldungen über Arbeitskämpfe aus anderen Teilen der Welt auf. Damit realisieren wir auch auf beste Weise, was ein zentrales Anliegen der japanischen Doro-Chiba ist: Schaffung einer weltweit miteinander vielfältig vernetzten klassenorientierten Arbeiterbewegung; Danketsu erzeugen und immer weiter verbreitern.

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Soweit es in unseren Möglichkeiten steht, veröffentlichen wir jede uns bekannt gewordene Meldung über Arbeits- und Arbeiterkämpfe, ohne Rücksicht darauf, von welchen politischen Kräften diese Kämpfe geführt werden. Unser Prinzip heisst Klassensolidarität, also Solidarität aller Menschen, die Besitzer blosser Arbeitskraft sind.

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