Bericht über den Besuch des Kollegen Miguel Vazquez von Otis Spanien in Berlin und Hamburg
(per Mail) An der Veranstaltung des Arbeitskreises Internationalismus der IG Metall Berlin nahmen 28 Kolleginnen und Kollegen teil.
Miguel berichtete zunächst über die Entwicklung bei Otis und die politischökonomische Situation in Spanien und das Verhalten der großen Gewerkschaften UGT Union General des Trabajadores) und CCOO (Commissiones Obreras). Er war selbst über 20 Jahre bei den CCOO organisiert. In den letzten Jahren wurden die
Auseinandersetzungen über den Kurs der Gewerkschaft immer stärker. Sowohl CCOO als auch UGT haben z.B. der Erhöhung des Rentenalters durch die Regierung ausdrücklich zugestimmt. Auch viele andere Maßnahmen wie Abbau von Arbeitnehmerrechten, Erleichterung von Entlassungen, Arbeitszeitverlängerung,
Rentenkürzungen uvm. wurden von der Regierung im Einvernehmen mit den großen Gewerkschaften durchgesetzt.
Da eine Änderung dieser Politik innerhalb der CCOO nicht möglich war, beschlossen einige Aktivisten aus den CCOO, eine eigene Gewerkschaft zu gründen. Zunächst ging es um die Frage, ob man eine Branchengewerkschaft für die Aufzugsindustrie
gründet oder eine Gewerkschaft für den Metallbereich. Die Entscheidung fiel in vielen Versammlungen für eine Branchengewerkschaft.
Diese hat jetzt ca. 1200 Mitglieder, die einen Monatsbeitrag von je 10,00 € bezahlen.
Die Mitglieder sind bisher ausschließlich bei Otis beschäftigt. Im nächsten Jahr ist geplant, den Organisationsbereich auf die anderen großen Auszugsfirmen wie Thyssen-Krupp, Schindler und Kone auszuweiten.
Die neue Gewerkschaft „Sindicat Elevacion“ teilt sich ihre Büros und das Equipment mit anderen kleinen Gewerkschaften, die in Spanien schon lange existieren bzw. in den letzten Jahren entstanden sind.
In diesem Jahr wurden bereits zwei Streiks von ihnen durchgeführt und damit haben sie einen neuen besseren Tarifvertrag durchgesetzt. Sie haben sieben Kollegen, die komplett von der Arbeit freigestellt sind und nur für die Gewerkschaft arbeiten. Diese werden von Otis bezahlt, das sieht ein Gesetz so vor. Bei den diesjährigen Gewerkschaftswahlen bei Otis konnte die SE 55 % der Stimmen der Beschäftigten auf sich vereinen. Sie haben damit UGT und CCOO weit hinter sich gelassen. Im nächsten Monat sind Wahlen zum Arbeiterkomitee (analog Betriebsrat). Dabei wird erwartet, dass Miguel wieder in das Komitee gewählt wird. Dieses Mandat hatte er vor zwei Jahren durch den Austritt aus den CCOO verloren, da das Mandat den CCOO gehörte.
Im zweiten Teil berichtete Miguel über die allgemeine Situation in Spanien. Die neoliberale Politik der PSOE (Sozialisten) hat dazu geführt, dass der Finanzkapitalismus sich ungestört entfalten konnte. Die Immobilienblase platze 2008 und seitdem rutschte das Land immer mehr in die Rezession. Die Arbeitslosigkeit beträgt nach offiziellen Angaben 21 %, davon sind 45 % junge Leute. Dies führte im Frühjahr zur Bewegung 15. Mai, als vorwiegend junge Leute die Plaza del Sol in Madrid für mehrere Wochen besetzten.
Inzwischen formiert sich immer mehr Widerstand gegen die Politik der Regierung, der vor allem von Leuten getragen wird, die von den bestehenden Institutionen (große Gewerkschaften und Parteien) die Nase voll haben und eine echte Demokratie (democracia real) verlangen.
Es gab viele Fragen an Miguel, die er versuchte zu beantworten. Insgesamt wird die Veranstaltung als Erfolg angesehen, weil es gelungen ist, einen Einblick in die spanischen Verhältnisse zu bekommen und der Bogen zu den sozialen Bewegungen in Deutschland hergestellt werden konnte.
G.
Berlin, den 16.10.2011
-
nähere Information zum Sindicato Elevacion (leider nur auf spanisch):
http://www.sindicatoelevacion.org/
Sindicato Elevation mobilisierte auch zur Occupy-Bewegung am 15.10.2011
Miguel berichtete zunächst über die Entwicklung bei Otis und die politischökonomische Situation in Spanien und das Verhalten der großen Gewerkschaften UGT Union General des Trabajadores) und CCOO (Commissiones Obreras). Er war selbst über 20 Jahre bei den CCOO organisiert. In den letzten Jahren wurden die
Auseinandersetzungen über den Kurs der Gewerkschaft immer stärker. Sowohl CCOO als auch UGT haben z.B. der Erhöhung des Rentenalters durch die Regierung ausdrücklich zugestimmt. Auch viele andere Maßnahmen wie Abbau von Arbeitnehmerrechten, Erleichterung von Entlassungen, Arbeitszeitverlängerung,
Rentenkürzungen uvm. wurden von der Regierung im Einvernehmen mit den großen Gewerkschaften durchgesetzt.
Da eine Änderung dieser Politik innerhalb der CCOO nicht möglich war, beschlossen einige Aktivisten aus den CCOO, eine eigene Gewerkschaft zu gründen. Zunächst ging es um die Frage, ob man eine Branchengewerkschaft für die Aufzugsindustrie
gründet oder eine Gewerkschaft für den Metallbereich. Die Entscheidung fiel in vielen Versammlungen für eine Branchengewerkschaft.
Diese hat jetzt ca. 1200 Mitglieder, die einen Monatsbeitrag von je 10,00 € bezahlen.
Die Mitglieder sind bisher ausschließlich bei Otis beschäftigt. Im nächsten Jahr ist geplant, den Organisationsbereich auf die anderen großen Auszugsfirmen wie Thyssen-Krupp, Schindler und Kone auszuweiten.
Die neue Gewerkschaft „Sindicat Elevacion“ teilt sich ihre Büros und das Equipment mit anderen kleinen Gewerkschaften, die in Spanien schon lange existieren bzw. in den letzten Jahren entstanden sind.
In diesem Jahr wurden bereits zwei Streiks von ihnen durchgeführt und damit haben sie einen neuen besseren Tarifvertrag durchgesetzt. Sie haben sieben Kollegen, die komplett von der Arbeit freigestellt sind und nur für die Gewerkschaft arbeiten. Diese werden von Otis bezahlt, das sieht ein Gesetz so vor. Bei den diesjährigen Gewerkschaftswahlen bei Otis konnte die SE 55 % der Stimmen der Beschäftigten auf sich vereinen. Sie haben damit UGT und CCOO weit hinter sich gelassen. Im nächsten Monat sind Wahlen zum Arbeiterkomitee (analog Betriebsrat). Dabei wird erwartet, dass Miguel wieder in das Komitee gewählt wird. Dieses Mandat hatte er vor zwei Jahren durch den Austritt aus den CCOO verloren, da das Mandat den CCOO gehörte.
Im zweiten Teil berichtete Miguel über die allgemeine Situation in Spanien. Die neoliberale Politik der PSOE (Sozialisten) hat dazu geführt, dass der Finanzkapitalismus sich ungestört entfalten konnte. Die Immobilienblase platze 2008 und seitdem rutschte das Land immer mehr in die Rezession. Die Arbeitslosigkeit beträgt nach offiziellen Angaben 21 %, davon sind 45 % junge Leute. Dies führte im Frühjahr zur Bewegung 15. Mai, als vorwiegend junge Leute die Plaza del Sol in Madrid für mehrere Wochen besetzten.
Inzwischen formiert sich immer mehr Widerstand gegen die Politik der Regierung, der vor allem von Leuten getragen wird, die von den bestehenden Institutionen (große Gewerkschaften und Parteien) die Nase voll haben und eine echte Demokratie (democracia real) verlangen.
Es gab viele Fragen an Miguel, die er versuchte zu beantworten. Insgesamt wird die Veranstaltung als Erfolg angesehen, weil es gelungen ist, einen Einblick in die spanischen Verhältnisse zu bekommen und der Bogen zu den sozialen Bewegungen in Deutschland hergestellt werden konnte.
G.
Berlin, den 16.10.2011
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nähere Information zum Sindicato Elevacion (leider nur auf spanisch):
http://www.sindicatoelevacion.org/
Sindicato Elevation mobilisierte auch zur Occupy-Bewegung am 15.10.2011
nemetico - 18. Okt, 22:16